Training bei Kälte mit lungenkranken Pferden
Wie kann/darf ich mein Pferd bewegen bei kalten Temperaturen?
Pferden mit Atemwegserkrankungen geht es gerade in den kalten Monaten gut, die Pollenproduktion ist durch die Kälte pausiert und die Pferde genießen die klare Luft und sind dementsprechend frisch und gut gelaunt. Die allgemeine Empfehlung lautet ja, Lungenpferde je nach Möglichkeit viel galoppieren zu lassen, um die Lunge gut zu durchlüften. Aber wie sieht das jetzt im Winter aus?
Achtung bei Temperaturen unter 0 Grad
Zu lange und intensive Betätigung an der kalten Luft kann für die Lunge schädlich sein. Mehreren Studien zufolge können entzündliche Prozessen in den Atemwegen bereits bei Temperaturen um 0 Grad und wenigen Minuten in normalem Galopptempo ausgelöst werden. Bei noch kälteren Temperaturen können die schädlichen Auswirkungen auch noch 48h nach dem Training nachgewiesen werden.
Die Studienlage
Diese Studien haben gezeigt, dass Kälte zu Atembeschwerden, Husten und anderen Gesundheitsproblemen führen kann. Zum Beispiel hat eine Studie aus dem Jahr 2015 gezeigt, dass Pferde, die bei kaltem Wetter trainiert wurden, eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, Atembeschwerden zu entwickeln als Pferde, die bei milderen Temperaturen trainiert wurden.
Eine andere Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte den Einfluss von Kälte auf die Lungenfunktion von Pferden. Die Ergebnisse zeigten, dass Pferde, die bei kaltem Wetter trainiert wurden, eine verringerte Lungenfunktion hatten im Vergleich zu Pferden, die bei wärmeren Temperaturen trainiert wurden.
Es gibt auch Studien, die sich mit der Verstärkung von Asthma-Symptomen bei Pferden bei kaltem Wetter beschäftigen. Eine Studie aus dem Jahr 2013 hat gezeigt, dass Pferde, die an Asthma leiden, bei kaltem Wetter ein höheres Risiko haben, Asthma-Symptome zu entwickeln.
Auswirkungen von Kälte auf die Atemwege von Pferden
Wie diese Studien zeigen, dass Kälte eindeutig einen Einfluss auf die Atemwege von Pferden haben kann und dass es wichtig ist, bei kaltem Wetter besonders auf die Gesundheit deines Pferdes zu achten. Mögliche Auswirkungen von Kälte sind:
- Verengung der Atemwege: Kälte kann dazu führen, dass sich die Atemwege deines Pferdes verengen. Dies kann zu Atembeschwerden, Husten oder Keuchen führen.
- Verstärkung von Asthma: Pferde, die an Asthma leiden, sind bei kaltem Wetter besonders gefährdet. Die Kälte kann dazu führen, dass sich die Symptome von Asthma verschlimmern.
- Gefahr von Infektionen: Bei kaltem Wetter sind Pferde anfälliger für Infektionen der Atemwege. Diese Infektionen können zu Husten, Atembeschwerden und anderen Gesundheitsproblemen führen.
- Schleimproduktion: Kälte kann dazu führen, dass die Schleimproduktion in den Atemwegen deines Pferdes zunimmt. Wenn sich dieser Schleim ansammelt, kann dies zu Atembeschwerden und Husten führen.
- Verringerte Lungenfunktion: Bei Kälte kann die Lungenfunktion deines Pferdes beeinträchtigt werden. Dies kann zu einer verminderten Leistungsfähigkeit und einem schnelleren Ermüden führen.
- Verrringerte Schutzfunktion: Bei diesen eisigen Temperaturen verdunstet die schützende Flüssigkeitsschicht durch die Kälte schneller, als dass sie regeneriert werden kann und kann so das empfindliche Lungengewebe nicht mehr ausreichend schützen. Gerade bei unseren Hustenpferden ist diese Schutzschicht oft von vorn herein nicht so ausgeprägt wie bei gesunden Pferden und braucht daher besondere Pflege.
Aber was, wenn mein Pferd voller Energie strotzt?
Allerdings werden die meisten Pferde gerade bei klaten Temperaturen erst so richtig wach und motiviert. Sie möchten sich austoben, strotzen voller Energie und es macht einfach eine Freude, mit ihnen zu arbeiten. Dann gibt es ja auch noch das sehr wichtige Argument, dass besonders Pferde mit Atemwegserkrankungen ihre Lunge gut belüften sollten. Das geht nun mal am Besten im Galopp. Wenn du einige Punkte beachtest, kannst du auch im Winter dein Pferd moderat trainieren/bewegen. Von einem Training bis an die Leistungsgrenze ist jedoch definitiv abzuraten und ruft mehr Schädigung hervor! Bevor du also trotz Kälte mit dem Training startest, solltest du einige Tipps beachten:
- Konsultiere deinen Tierarzt/deine Tierärztin: Bevor du dein Pferd bei Kälte trainierst, solltest du deinen Tierarzt/deine Tierärztin um Rat fragen. Er/Sie kennt euren Zustand am besten und kann dir helfen, einen Trainingsplan zu entwickeln, der auf die spezifischen Bedürfnisse deines Pferdes abgestimmt ist.
- Vermeide extreme Temperaturen: Vermeide das Training deines Pferdes bei extremer Kälte. Minustemperaturen im zweistelligen Bereich sind nicht nur für die Gesundheit deines Pferdes, sondern auch für deine nicht förderlich.
- Verkürze die Trainingseinheiten: Wenn du dein Pferd bei Kälte trainierst, solltest du die Trainingseinheiten verkürzen, um sicherzustellen, dass dein Pferd nicht zu stark belastet wird. Beginne mit kurzen Trainingseinheiten und steigere die Dauer allmählich, wenn dein Pferd sich daran gewöhnt hat.
- Vermeide staubige Bedingungen: Asthma-Pferde können empfindlich auf Staub und andere Allergene reagieren. Vermeide daher staubige Bedingungen, indem du auf einer gut gepflegten Reitbahn oder in einer Halle trainierst.
- Überwache dein Pferd: Achte während des Trainings auf Anzeichen von Atemwegsbeschwerden, wie zum Beispiel eine ungewöhnlich erhöhte Atemfrequenz oder gar Husten. Schraube das Training lieber zurück,
Immer mit der Ruhe
An so kalten Tagen bevorzuge ich es allerdings (auch bei unseren gesunden Pferden!), einen Gang zurückzuschalten. Ich wechsle in unserem Training dann je nach Wetter und Temperatur auf:
- gemütliche Schrittausritte/-spaziergänge
- gymnastizierende Arbeit an der Hand mit nur ganz kurzen Trab/Galoppphasen
- gymnastizierende Arbeit im Sattel mit nur ganz kurzen Trab/Galoppphasen
- Gelassenheitstraining
- Zirkuslektionen
Auch das kann Spaß machen, wärmt ruhig die Muskeln und Gelenke auf und bringt Abwechslung in den Alltag. Je nach Motivation und Freude an der Bewegung dürfen sie natürlich auch laufen. Aber ich richte mich hier sehr nach unseren Pferden, beobachte sie genau und stelle mich auf die individuelle Tagesverfassung ein.